Oklahoma Volksblatt. (Oklahoma City, Okla.), Vol. 14, No. 23, Ed. 1 Thursday, August 22, 1907 Page: 2 of 8
eight pages : ill. ; page 22 x 15 in. Digitized from 35 mm. microfilm.View a full description of this newspaper.
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F v' "'
(7. gortfeßung.) 1 welen aus, bie sie 311 jeDer 3eit, gur
„Sie deuten, baß es, nxnn es lein I pnffenben Jowoßl, als jut nufff pflf
Selbstmord war, ein '.Raubmord ßätie
fein tonnen? 'über
URingotti ßielt 'nne-
„2ßa* wollten Sie sagen Kapi
tön?“ ^
„fetmas Summe«, gh oadffe, meil
Ui)t unb Selb ba maren -"
üBieber I)ie(t er inne unb tadffe
übet ßh selber.
2ludß 'Hliiller lächelte. „Wun, bie
(;äite man tjier auf dem Scpiff niest?
üerfcpwinden lassen öiirfen. Sas
märe ja sofort aufgefallen. 'Jlein
— es hätte fiep ba nur um oerbor
gene ÜBertpe tjanbeln tonnen. 21 ber
auch solche mirb geßler nicht bei fid)
gcl;abt haben, ba er bei offener Spür
schlief. — Wun aber, stapitän, er
suche id) Sie, mich bie hinterlassen
fepaft des Verstorbenen ansehen u?
lassen. Sie haben sie bod) an Vorb?"
„öemiß. Der stonfulatsbeamte,
ber gefommen ist, um ein paar ??ra
gen an ben Sottor unb bie Stewards
gu thun,-hat geßlerS fesselten mit so
gleich gelassen. gcß habe sie ber
Stieflet 'ftolijei abzuliefern."
„gcß tann sie also sehen?"
„Öemiß. Sie bürfen sie _ sehen,
feinem anoeren mürbe ich dieses fer
judjen nicht erfüllen, 2lber bei Jgß
nen ist eS nid)t Weugierbe. — störn
men Sie.7'
SlWingotti führte ben SetefiiD gu
einer Kabine unb fdjlofj biefe auf.
GS loar ein wingiqer Dtaum. WidjtS
als ein schmales SBett unb ein lifd)
djen hatten barin Vlaß. 2(uf betn
SBett lagen ein mäßig großer Weife
toffer unb eine Umhängetasche. 21n ei
nem H'Uen hing ein '-Jlaletot unb eine
neue meiße JJJiiße, upb in einer fede
lehnte ein Schirm.
„DWan soll Offenen eine Campe britt
gen", sagte DJJingotti, „unb mettn Sie
zu lisch fommen, merben Sie triefe
leicht aud), gleich mir, nimmer ba
ran zweifeln, baß es fid) hier mirtlcd)
nur * um einen Selbftmorb tjanbeln
tann. Ser arme Sottor loat mohl
troß feiner Stbfonberlidjteiten ein
recht harmloser Wlenfd), unb foleßen
reifen bod) für geroühnlid) frembe
'JJtänner nicht nach, um sie auf tjofeer
See auf bie Seite zu bringen. Wein
— nein, liebet Herr ÜWüüer, so ro-
mantisch. geht es auf ber 2Uelt nict)t
311. Wur’gßr emig mit bem Schlimm
ften beschäftigter öeift fiept foldje
Singe!"
2J!ingotti ging, mit einer leisen
gronie erfüllt.
SJtüfler achtete nicht auf beS Ka=
pitänS Wiesen. Offenbar raar er DÖI
lig tton ber fetmartung beffett, roaS
fid) ihm ba möglicherroeife offenbar
icn tonnte, in ütnfprud) genommen.
fer martete, bis man ihm bie siam-
pe brachte, bann sperrte er bie Ißiir
ab unb machte fid) baran, geßlerS
fesselten gu untersuchen.
2Jtan war schon 311 lisch gegangen,
aber 'JWüller mar nod) nicht im Spei
fefaal, Set stapitän feßaute beS
öfteren ermartungSDoH nad) ber
Spür.
fenblicp, man mar fcpoti beim
Söraten, öffnete sie fid) für ben Don
ÜJJingotti ßrmarteten. 9Wed)ani[d)
ging ÜWüHer auf feinen tpiaß 311 unb
ließ ftep, nach rechts unb linls fid)
turg Derneigenb, auf feinem Stupl
nieber. Sann aß er ftiH unb lang
fam, sichtlich geistesabwesend.
staum patte bet stapitän, eiliger
als sonst bie Hasel aufgehoben, bat
er ÜRüöer, mit ipm in feinet Kajüte
eine ßigarre 3U raudhen.
fDJüller folgte ipm unb schob gleidi
selber ben Wiegel Dor, als er nach
SRingotti eingetreten mar.
„Wun?"
üßäprenb fid) Wtiiller feßte, sagte
er: „geßt tappe id) erst int Sunte1.
6S ist etmas eingetreten, baS ich ganz
unb gar nicht ermattet habe."
8. st a p i t e 1.
„Sa, mo in ©priftiania bie St.
OlafSgabe gegen ben Schloßparf hin
enbete, befand sich bie flcnfion ber
grau Henriette 3wefen. Sas Dor
nehme, alte £>uuö, barin sie ihre öd-
ste auf maprhaft mütterliche Wietfe
terforgte, befaß außer Dielen anbe-
ten Wnnepmlichteiten aud) einen ge-
räumigen, schönen öarten. unb ba
tin ftanb ein stattliches öartenpauS
mit einem großen Spetfefaal unb ei-
nem steinen SRauöpiimmer. gn einer
fede beS Speifefaales ftanb ein
Stußflügel, unb in einer anberen
fede eine Sißgatniiur auS VambuS,
übet roeldje fid) bie Sölätter 3meier
seitlicher 'fßhönippalmen beugten.
Unter einem ber stolz gefchmunge
nen SBIätter leuchteten eines WüttagS
iurg Dor bem feffen. bie mertrnürbi
gen giligrannabeln, melche das glän
Zenbe ffßmatge fraar ber Signora
Varbara ßocateOi zierten. Siefe
Same, eine ältliche Italienerin Don
Ziemlich gewöhnlichen 'JWanieren, mar
nur baburch interessant, baß sie eine
lochtet Don ungewöhnlicher Schön
peil unb ungemöhnlicher Wegabung
befaß. Unb feminin siocatelli, mel
epe in ©priftiania ©oncerte gab, zeich
nete sich außer burdi ipren Wupm alS
Sängerin noch burcp bie Dielen gu-
fenben, reichlich zur Schau trug.
Wetabe mieber mürbe pon iprem
Schmud gesprochen, unb bie schmatz
paarige Signora machte in iprem fo-
mifchen staubermelfcp bie um sie
pruppirten Samen barauf auftnert
fam, roie herrlich bie Haarspange fei,
welche ihre lochtet peute trug, unb
mies mit.einer jener großartigen Öe-
ften, mic sie nur Süblänber bei je
ber öelegenpeit gur Verfügung ha-
ben, naep ber stlaDierede hinüber.
Sort mürbe fepon eine Virile prä-
lubirt, unb nun feßte ein wunder-
fdiöner 'JWeggofopran ein. fes mar
eine leidenschaftliche Mirie, welche ba
laut mürbe.
Sie Sängerin begleitete selbst ih-
ren Öefang. fein noch ziemlid) jun
ger 'JJtann Don feinem Sleußeren
ftanb bidjt an iprem Stupl unb men-
bete ipr bie Wotenblätter um.
3mei nod) fepr junge, flacpSblonbe
.VtaufmanjiStödhter aus Sergen, bie
aus iprer regenreichen üiaterftabt
nach ©priftiania gefommen maren,
um einen stlabierfurS burdjzuma-
d)cn, Iaufd)ten bem öefang nicht me
niger entgüdt, als ber junge Stuben!
unb ber alte rothhaarige Oberst,'mel-
die fiep auch bet reigenben 3*al’'enes
tin angefchloßen hatten.
.feine halbe Stunde später ging
man zu 2ifd).
fes mar genau ein Sußenb Öäfte
amrefenb, unb außerbem fVrau 30et
feit unb ipre beiben löcpter.
9Wan blieb, bas mar in biefem
Haufe so eingeführt, ziemlid) lang
unb recht cgemiitplid) hei lisch fißen.
ferst als bie Sämmerung eintrat, hob
bie Same beS Hauses bie Hasel auf,
unb bie Herren zogen fid) in baS
Waudizimmer gatüd.
„Wun, Herr Sottor, roaS haben
Sie für bie midisten läge Dor?"
fragte ber Oberst ben Hertn. melcper
fid; borpin am stlaoier so nüßlicp ge-
mad)t hatte.
Set gefällige Sölattummenbcr er-
Härte, baß er nicht gar biet meßt
unternehmen tonne, benn er roetbe
nur noch bis übermorgen in Gpri-
ftiania bleiben.
„So halb fepon moüeff Sie uns
Derlaßen?" meinte höflich bebauernb
ber Oberst.
„21m liebsten führe id) schon peute
meg", antrootdete ber öefragte.
SaS mar nicht übermäßig artig.
Ser Hm modite bieS raopl selber
füplen, benn fein öefiept, baS so-
eben nod) 3etftreiItPc'* auSbrüdte,
erpielt ptößltcp^ einen liebenSmürbi-
gen 3»3. tepon moHte er meiter
sprechen, aber eS tarn nicht baäu.
Sie 2lufmertfamteit ber oier Her=
ren, melcpe fiep im Dtaucbgimmer^be
fanben — eS maren aud) ber Stu-
dent unb ein öutSbefißer aus bem
Srontpeimer streife anmefenb —
mürbe abgelentt. ©ine ber Samen
hatte einen gedenben Schrei auSge-
ftoßen.
2US bie .Herren pinauSeilten,
herrschte fdpon ein giemlidper 2D8irr=
marr unter ben Samen. Signota
Socatelli patte nämlich entbedt, baß
ipre 2od)ter bie MBrillantenf pange
nicht mepr im Haar patte.
Waiüriid) theilte sich ipre Gtregung
ben anberen mit. feS rebete jeber,
unb zugleich begann ein allgemeines
Suchen. SelbftDerftänblich betpei-
ligten fief) aud) bie Heeren baran.
Sie ftpone Signora ßoeatedi unb
noch mepr ipre Whitter maren außer
'ich übet ben töerluft ber SSritlant-
tenfpange. Sie rebete jeßt nur 3tä-
lienifd) miteinanber, eine Spradje,
bie sonst niemanb Don ben -Slnmefen*
ten oerftanb. Saß sie jeboep im
Wetlaufe ipreS fepr erregt geführten
öefptäcpeS Don bem Obersten unb
bem Sottor fpradien, mar aßen Hat,
benn ipre Slide rebeten beutlid) ge
nug. SieS fiel aßen auf, am pein-
lichsten aber -felbftotrftänOIich ben be-
treffenben Hetrcn'’
Ser Oberst mar eS, ber zuerst in
geiabegu barscher 2Beife an bie bei-
hven erregten grauen bie grage rich-
tete, mie fte bagu tämen, sich mit
feiner 'flerfon gu beschäftigen.
„Unb mit ber meinigen", feßte ber
Sottor gornig pingu. fes mar etmaS
SropenbeS in feinem 231id.
Sa tuschelten bie gtalienerinnen
roh eine üßeile miteinanber, unb
bann gab bie Sängerin bie gezwun-
gen Hingen be ferflärung ab, baß tS
mcber ipr nod) iprer Whitter beitom-
rne, irgenb eine bestimmte tjferfön-
lihleit unter ben Wnmefenben mit
bem Söetfhminben beS ©cpmudftü-
deS in 3ufammenhang gu bringen.
„2BaS mid) anbelangt, so mürbe ih
gpnen bieS auch nicht rathen", ent-
gegnete ber Oberst fält nnb manbte
ipnen ben Dtüden.
„gep dagegen stehle mich ohne mei-
tcreS gu einer Untersuchung gur '-Her-
fügung", sagte seht rupig ber Sot-
tor. „5Bit tennen einander ja aße
nicht. — 3h finde, baß (einer Don
uns bem anderen, toenn fold) ein
gaß eintritt, Vertrauen fdjulbig ist.
Watiirtich ober fordere ich, baß ßh
auch aße anberen einer Untersuchung
unterließen."
Sttfsn 'iDcrten folgte tin ©Jemut-
mel des llnmiflenS. grau got'ftn
unb ipre lochtet suchten nah aßen
Seiten hin gu beruhigen, aber ipre
^Bemühungen maren erfolglos. Sie
beiben gtalienerinnen tefianben ba
rauf, baß sie mieber gu ihrer Spange
tommen müßten, unb forderten un-
ceitüm das Gingreifen ber 'Uoligei.
gpr bißhen SebenSart patte sie
toßftändig Derlaßen, ihr hißhen
liinhe ioar gängtih Don ipnen abge-
faßen.
„Shiden Sie immerhin gur Sßo-
ligei", nahm jeßt Der Srontpeimer
ÖutSbefißer baS Uöort, indem er ßh
an die pänberingenbe Hausfrau
manbte. „S;e Sache ist jeßt ja gar,
nicht mepr anders gu ordnen. 2Bir
merben aße in biefem Saal bleiben."
Saraufbir. feßte ßh der alte Herr,
gog feine 3e>tung aus ber 2afd)e unb
laS rupig meiter.
feine halbe Stunbe später mar baS
energische Verlangen dir 3tal'fne
rinnen erfüllt, ©in 'floligeibeamter
war angifommen. fer patte eine
51gentin mitgenommen, meldje bei
den grauen Wadjfhau palten sollte.
2(ud) ein Shteiber begleitete ipn.
Ülorerft napm er ben Ipatbeftanb
uuf, bann ließ er ßh bou jedem ber
Wnmefenben Warnen, Stand und
tüiopnort nennen. feine resolute
junge. Same, eine Studentin, meld)e
fdjon feit groei gaprtn bei grau
goerfen lebte, begab fih als erste in
bas '.Rauchzimmer hinüber, mo bie
Visitation stattfinden foßte.
Sie marf fomopt beim Hineinge-
hen als beim Htrau^ommen ben
beiden Cocateßi oernihtenbe S31ide
gu unb gog fid) bann in ben stlaoier-
minfel gurüd,
Sie Untersuchung napm ihren
gortgang. 2lber sie blieb refultat-
loS.
Sie beiben gtalienerinnen maren
innerlich mütpenb und Doß 5)2iß=
trauen, aber sie magten jeßt feine S8e-
merfungen unb feine 2lnfpielungen
mepr.
W1S ber Seamte gegangen mar,
empfahlen auch ße fid), um ßh auf
ipre 3iuimer zurudgugiepen.
febenfo eisig und stumm, mie ße
grüßten, mürben ße mieber gegrüßt
unb bann redst part beurtheilt..
2lber, mie baS schon einmal so ist,
aud) nah ipoer fentfernung moßte
bie hier sonst stets heimische öemüth-
licfeteit fih nicht mieper einfteßen, und
so trennte ßh denn bie öefeßfepaft
halb.
21m nächsten lag ließen fih bie
glalienerinnen nicht mepr btiden.
grau 3°erfen patte ße schriftlich er-
saht. ßh nah einer anberen ifflofj-
r.ung umgufepen.
Itoßbem Detlief baS Wtittageßen
Ziemlich ungetnütplih- DWan hatte
soeben das Obst aufgetragen, als ber
Sottor pinauSgerufen mürbe.
Sie eine ber .jungen Schwestern
aus Vergen riidte iinrupig auf iprem
Stuhle, so baß ipr Wahbar, der
Stubent, sie fragte, maS geschehen fei.
Sie patte nod) immer bie ängstli-
chen S3!idc auf eines ber genfter ge-
ridjtet, Don denen auS man ben 333eg
übersehen sonnte, der Dom Haufe
gutn ßlaDiflon führte. ,,3>er H£fr-
melher uns gestern oerpörte, ist mie-
det hier", sagte sie ärgerlich-
Sa richteten ßh sofort aßet 21u=
gen auf bie genfter, unb aße fapen
UeberrafcpenbeS.
Ser Sottor mar, als baS ÜRäbhen
ihm sagte, er möge pinauSgepen, eS
fei jemand ba, ber ipn gu fprehen
münfepe, ßöptltöh Dermunbert aufge-
standen, hatte nahmentlich feine Ser-
Diette hingelegt unb hatte, an dem
stleidetßänber Dorühertommenb, fei-
nen Hut genommen.
öleid) banad) befand er fih auf
bem 'fflege, melher gum Haufe führ-
te. Siefer 2Beg frümmte fiep ein biß-
rijen unb mar Don öebüfh umsäumt.
21n ber strümmung tarn jeßt eine
öeftatt gum Vorschein. Ser Sot-
tor hielt unroiülürlid) im öepen in-
ne, benn der, melher ipm ba entge-
genfam, mar ber 'lloligeibeamte, ber
gestern hier amtirt hatte.
„Sie rooßen mih noh einmal
fprehen?" fragte ber Sottor.
Ser Veamte gog baS, ßkototoß,
melhe» er gestern aufgenommen,
aus feiner Wodtafhe und entfaltete
eS. fer patte fid) neben ben Sottor
gefteßt unb mies auf eine bestimmte
Stelle ber Schrift.
. „Sottor Herbert Konstantin geß-
Ier auS SBien", laS er Dor. Sann
btidte er auf. „SaS haben Sie bod)
angegeben?"
„ga, baS habe ih angegeben."
Sie 21rt, in ber bieS gesagt mürbe,
mar inertmürbig unßh*t-
„Veftepen Sie barauf, baß Sie
bet Sottor Herbert geßler ßnb?"
„Öemiß, ih bin eS^Vgeßt Hang eS
mie Stoß aus ber Stimme des Ve-
fragten.
Ser Veamte faß ipn fharf an.
„3h mürbe boh lieber r.idpt babei
bleiben!"
„'JWein Herr!"
„Vitte, feine SRebenSarten! Sie
ßnb niht ber, für den Sie ßh auS
geben. SaS mißen mir fepon feit
gmei Stunden, feit aus SEBien die bon
unS erbetene 2luSfunft eingetroffen
ist. üQJit haben bie Wacpricbt erhal-
ten, baß Sottor Herbert Konstantin
geßler oor oier lagen, ober genauer
gesagt in ber Wahl bom 21. auf ben
22. Wuguft, ßh auf bem feilbam-
pfet „Seefhmalbe" gmifheit Vrinbifi
unb 2Hepanbrien erschaffen hat."
Siefer Veriht übte eine geradezu
niberfhmetternbe VHrfung auf den
aus, bet ffh als Sottor Herbert
iw: <k
geßler auS 951ien bei grau gürten
einguartirt patte. Öang bteih ge»
toorben, starrte er ben Vcamten an.
Offenbar rang er mit einer gemalti»
gen ferregung. fer athmete fhwer
und mußte ffh die Stirn trodnen.
ferst nah «in«r .langen '-pause sagte
er leise: „lind ih bin boh Herbert
geßler."
„Wun", meinte bet Veamte troden,
„Sie merben ffh fhon noh auf gp=
ren richtigen Warnen besinnen. Ginft-
meiten sönnen mir nur feststellen, baß
Sie einen örunb haben, unter frem-
dem Warnen gu reifen. Sold) «in
Örunb pflegt fein guter gu fein. !8iS
Sie unS Dom öegentpeil überzeugt
haben, merben mir Sie festhalten
müssen, gm Warnen beS stönigS —
oerpafte ich Sie."
9J}it einem seltsamen ifädietn er-
mioerte ber andere: „211fo geben
mir!"
Gin Süßen); Vaar 21ugen folgte
ipnen. Woh glaubten ja niht aße
bie im Saale gurüdgeblieben maren,
baß bieS eine Verhaftung fei. JM13
aber gleich banad) eines ber Stu-
bcntnäddien pereinftürgte unb betid)-
tetc, baß man des SoftorS Öepäd
mit Veflcpag belegt pabe, fhmanb
jeber 3weifel.
„GS ist fhredlid), mit meldjen
Ccuten man gumeilen in ber grembe
beisammen ist! Hagte einer ber Sa-
men.
„Von biefem hätte ih «3 niht ge-
glaubt", erflärte offen ber madere
Oberst.
„2HS ob fih die ißoligei niht oft
geirrt hätte!" sagte gornig bie Stu-
centin. Sie jungen Shweftern aus
Vergen meinten beinahe.
Ser, melher ffh Pier Softor geß-
ler genannt, patte fih immerhin ei-
niger Spmpatpie gu erfreuen.
21m nähffen Vormittag standen
am Hufen öieleCeute zusammen. Gin
großer englischer Sampfer mürbe er-
mattet. fer fupr auep fh°u auf bie
ÜanbungSbrüde gu, an roeldper er
nachher in ftolger Sangfamteit an-
legte. Wohbor ipm patte an einer
anberen ©teile ein meit HeinereS
Scpiffl<»»|tlejt, »baS taum Veacp-
tnng fanb- ,H-j
fes mar bk8„j«T fhmude Sdineß
^^et „Sten^ ©
_|ure". fer fam Dom
Worbtap,'^PtUnter und legte in ^©pti-
ftiania. bieSmat nur für gmei Stun-
den an.
Seine 'Paffagiere, lauter Veryiü»
gungSreifenbe, hatten WormegenS
Hauptftabt närnlih [hon. besichtigt,
als sie auf iprem SBege oon Stral-
funb nah dem Wotbfap maren..*
Scpon seitdem bet „Stern Sture"
im gjorb fupr, unb die Stadt sicht-
bar gemorben mar, hatten ffh fuß
sämmtliche Weifende auf dem Sed
oerfammelt.
21ud) eine geschlossene öefeßfhaft,
bie fih eng beieinander hielt, schaute
nun gum gmeiten ÜWale mit Vergnü-
gen baS schöne Vilb, baS ßh oor ipr
aufrollte.
Wur ber elegante SWahn, bet ßht-
lih baS Huupt der öefeßfhaft mar,
und bie Same, bet er ben 2lrm _ ge-
reiht patte, fhentten der fhönen
ßanbfhaft feine Veadßung; ipre 2lu=
gen maren auf baS bleibe ©eßdß b<®
DJJanneS gerihtet, der seitlich) oon ih-
nen in einem bequemen Stupl rupfe
unb melcper baS junge üRäbcpen, baS
neben ipm ftanb, soeben auf eine
ÜRöme aufmetffam mähte, bie Don
einem Seeadler oerfolgt mürbe.
„Heute ßept er fepr übel auS", sag-
te leise bet §etr.
Sie Same feufgte nur, und babei
traten Ipränen in ipre 21ugen.
„2BaS ift’S benn fhon mieber?"
Ser blaffe 3Wann rief eS ärgerlich
aus unb blidte fragend auf die fcun*
lelpaarige Helferin, raelhe ipm bie
Sede, bie gu Voben geglitten mar,
mieber über bie Kniee legte.
„21 ber fegon!" erroiberte grau
Wora gefranst.
Hebroig ftanb neben iprer Shüle»
tin unb blidte sehnsüchtig nah der
Stadt pin, bie nun fhon gang nape
mar. Sie freute ffh innig barauf,
Don Herbert enblih miedet etmaS gu
erfahren. Sie patte ipm gerabe noh
Dor feiner 2lbreife tetegrappiren ton-
nen, baß sie am 25. 2luguft einen
Vtief in ©priftiania mürbe abholen
tonnen, unb sie gmeifelte niht im
minbeften daran, baß er ipr entme-
der noh Don 2Bien aus ober Don
sonst irgenbmoper Wacpriht gegeben
pabe.
2luip SöetnerS mußten, baß fte
folcpe ermarte. Sie patte ja Don iprer
Verlobung diesen lieben SWenfcpen
9Rittpeilu'ng gemäht- war fte
denn fhon oft genedt morden megen
ber greube, mit melher sie biefer
Wacpriht entgegensah, gn mancher-
lei SBeife mar fte genedt toorben, lie-
henSmürbig unb bissig.
„Wun, fhauen Sie ffh nur niht
bie 2lugen auS!" sagte Wora eben
mieber. „Ser Vrief läuft gpnen ja
mopt niht baoon!“
„?lber lante!" tief Helene ipr
gornig gu.
Sa sah fiebmig fte ermapnenb unb
bittenb an unb antmortete iprer Geg-
nerin nun selber, „önäbige grau
haben ffh bermutplih noh niemals
folh einen Vtief gepolt", sagte ße
eigenthümlich läcpelnb, „daher fenncit
Sie bie Heine 2lufregung eben niht,
bie foldj ein ermatten peroorruft."
„Kleine ßluftegung!" spöttelte Wo-
ra. „gh finbe, baß gpnen eine gro-
ße Sepnfuiijt auS den 2lugen fhant."
„feine große Sepnfudpt!" mieber-
polte H«bmig. „Sie haben recht."
„Sich sehnen, das allein fhon ist
wunderbar", rief fegon, und feine
MCugen hatten noh mehr gerettt.
•Hebmig ermiberte btn nur gu deut-
lich sprechenden Vlies mit einem lie
hen, rcepmiithigen Cädieln.
üöenn jeßt gumeilen solch eine 21n
beutung. folh «in eigentlich gang of-
fenes öeftänbniß erfolgte, brachte
dies ße niht mepr in Verlegenheit.
VSußten eS boh fhon aße, mie auch
ße selbst es enblih wußte, baß bet
Shmertrante ße liebte.
fer patte bieS niemanb oon ben
Scinigen gegenüber, auch ipr niht,
mit deutlichen üöotten ertlärt, aber
feit er mußte, baß feine fiebenSgeit
eine nur noh gong turge fei, fand er
eS ■ für überflüssig, noh meiter mit
feinen öefüpten Verfteden gu spielen.
Sein Gmpfinben palte • menig grbi
ftpeS mepr an sich, eS patte ßh so
oerfeinert, so Dergeiftigt, baß eS aud)
baS gartfüplenbe Vßeib niht mept
peinlich berühren tonnte.
So tpat er ßh denn aud) (einen
3mang mepr an. fer geigte Heb-
ung bie reicfje 3ärtl:d)teit, bie er für
ße empfand, ermieS ipr bunkert
2lufmerifamfeiten unb Derbarg baS
tiefe Vefriebigtfein niht, das ipre
Wiipe allein fepon ipm gemäptle.
Und Hebmig?
gpt gutes Hetg gab ben Ion an,
in melipem ße mit ipm Detfeprte.
Sie mar mie eine zärtliche, mie eine
fepr. gärtlicpe Schwester gu ipm.
Set stommergienratp unb feine
grau trugen ße dafür auf Händen,
denn ße liebten den armen Krausen
tnnig, unb so maren sie derjenigen,
die ipm fein leßtes ferdenglüd gab,
ungemein banlbar. 2(ucp Helene
tergötterte jeßt fast ipre fergieperin.
grau Wora aber paßte Hebmig
mepr als je. —
2(13 ber Sampfer angelegt patte,
gingen nur menige Passagiere an baS
Sand. GS mar närnlih ein fepr hei-
ßer lag, unb ba lochte ein Spagier»
gang niht sonderlich-
Hebmig aber, Helene unb fegon
oerließen den Sampfer.
„gh muß durchaus noh einmal
im üBidingerlanbe fpagieren gepen",
patte fegon geäußert, unb so patte er,
oon einem müipenden Vlid WoraS
oerfolgt, ßh den beiben Samen an
geschloffen.
2öaS Hebmig so fieper gepofft, mar
niht eingetroffen. Herbert patte ipr
niht .geschrieben.
Sie mar fepr traurig darüber,
mal sie freilich gu oerbergen suchte. _
Helene tadelte in iprem jugenbli-
hen Ungestüm ben Säumigen, ipr
Onlel aber fanb eine Wtenge fenf-
fhulbigungen für ipn, unb Hebmig
mar ipm bafür banlbar.
Valb nachdem ße mieber auf bem
Sampfer eingetroffen maren, oerließ
biefer ben Hafen.
„Wun, pat Seine Angebetete ipren
ersehnten Vrief erhalten?" fragte Wo-
ra ipren Schwager, ber gerabe im
Vegriff ftanb, feine Kabine aufzusu-
chen. „gpt müßt ja fepr meit mit-
einanber gegangen fein. Su bist to-
tal erschöpft."
fer fhaute ipr fält in bie 2lugen.
„gh rathe eßer Sir, nicht gu meit
gu gepen", antmortete er, ließ ße ste-
hen u'nb feßte feinen 2ßeg fort.
Sie . haßte die Hände unb fdßcHe
ipm einen roütpenben Vlid nah.
Später gefeßte ße-jidp gu Heowig,
bie aßein auf Sed geblieben mar und
traurig nah der entfepmunbenen
Stabt hinüber blidte.
„Sie fepen ja fepr mäßig beglüdt
auS!" fing sie an. „So pat also
gpr Vrief niht baS Gemarkte ent-
>cß Sie eine« anbeten SKannei we-
gen in Ohnmacht fielen, benn da-
mals im ©oncert — leugnen Sie eS
nur nicht — ßnb Sie ja doch nur
toieber unroopl gemorben, meil der
„Hollänber" — Helencpen bat oft
boh recht munberooße Ginfäße! —
ßd) abermals gegeigt bot."
„2lp — oon biefem reden Sie!"
sagte Hebwig eigenthümlich lädjelnb.
„öemiß — oon biefem! gh möch-
te nur missen, ob HelenenS Vegeidj»
nung roirflid) stimmt. Ser ÜRann
muß ja immerhin interessant fein,
wenigstens für c>n so junges Sing!"
, fer sann aud) ältere Samen bt»
gaubetn. Diel ältere."
Wora fhaute unwidfürtih ge-
spannt auf. ©S lag jeßt Diel Schär-
fe in ber Stimme ber ©oubernante.
„3um Veifpiel grauen in gprem
Alter", fupr Hebmig fort.
„2öie meinen Sie daS?" Sie put-
sche üötttroe mar plößlth nacpdenHidj
gemorben.
„loie selbst paben ßh oon ipm be»
gaubern lassen. Öenau so meine ih-"
„gräulein Wtoortanb!"
„önäbige grau fangen an gu cer»
fiepen, gh rebe natürlich oon Herrn
Sicße."
Wora atpmete mieber auf. „Kenne
ih nihi!" sagte sie turg. •
Hebmig mar draußen nur einen
2(ugenhlid lang iprer Sprache un-
sicher gewesen, geßt bemerke ße
rupig: „fer pat fid) gpnen also unter
eirem anberen 'Warnen Dorgefteüt.
fein bildschöner 9Wann. Ser IppuS
eines Südländers. 2lm Vallen bet
rechten Hunb pat er eine Warbe."
Wora .war bleich getootben. „2BaS
missen Sie Don ipm unb mir?"
forscht« ße lauernd.
Hebmig atpmete tief auf. „Von
ipm" Diel,'fepr Diel —»Don gpnen, Daß
Sie, bie Sie so streng gegen andere
ßnb, bie Sie aßeS Derfucpien, um
grau fegon b. Vkrner gu merben,
gleichzeitig einem griß Sieße nach-
gelaufen finb."
fein paar Augenblicfe lang herrsch-
te Sd;rceigen groifhen den beiden.
Wora mar durch biefe '(Borte
schwer, fepr schwer getroffen, benn sie
mar eine Heuchlerin, unb sie wollte
schon beSpalb für eine tadellose grau
gepalten merDen. Und außerbem
wollte ße mieber gepeiratpet merben
uno aud) bagu brauchte ße einen
guten Wuf. Unb diesen Wuf hielt
jeßt ipre öegnerin in ber Hand. SaS
erwog baS intrigante 2Beib in aßet
Sdinelligteit. Aber ße blieb nicht ba-
bei fiepen, gpr öeift arbeitete rafh
meiter. Sie erwog in aßer feile, baß
aud) Hebmig roopl noh mepr als sie
selbst gu Derberen patte, wenn ße
biefe Sffiaffe gegen sie gebraud)!«,
benn bann würbe eS ja aueß dar mer-
ken, metd)e fepr große Woße dieser
„fliegende- H°tlänber", dessen öe-
genmart ipr jeßt noep Dßnmacß),«n
Derurfahte, in iprem sieben gespielt
patte. 2Benn baS offenbar mürbe,
bann mar eS möpl mit HeomigS
Vrautfhaft auS.
grau Wora sonnte man mopl er-
fcßieden, aber wenn man ipr feßaben
meßte, bann schädigte man fih selber
ebenfalls.
(gortfeßung folgt.)
fein sechzehnjähriger Vurfcße in St.
siouiS pat fih bereit ertlärt, tffeari)
auf feiner nähffen Storbpolfaprt gu
begleiten, stein SOßunber, baß er ßh
nah einem füplerem Klima fepnt; in
ber siubroigffabt ist es nah den neue-
sten WRelbungen mal mieber ein alt-
modischer Sommer.
* * *
Sie 2Bippcrfürtßet 3eitung berichtet
überhaupt „in™ S,«i
,r s,.r r..rr! bet britischen KönigSpaht in den $a
belommen."
„Wicpt! Da pat eS ai|o "'s! fen einqebampft unter betäubenbetn
Vraut.gam meßt feßr etl.g mit , ^anon »nfa(at „ ctanonenfaiat iß an-
ccptemen. __ ^ ! feßeinenb eine besondere Art der öat*
B 5 1 tung Kanonenfutter.
* * *
„SBorüber Sie ffh
fepr grämen merben", entgegnete
Hebmig mit einem trüben siäcßeln.
„2Denn ih nur müßte, warum es gß-
Sie ferbe gleicht einer 2(ftienf'anf,
nen eine gar so große greube mahl, Me Menschen den 2lft_ien: Veim gnS
mir UnangenepmeS gu sagen!"
„SaS miffen'Sie niht? 2öie naio!
Aber wenn eS peimlicpe 3ufammen=
fünfte gilt, ba finb Sie niht nniD.
gh mundete mih nur, rooßet Sie
ben DWutß gu folhem Soppelleben
tiepmen.“
geßt faß Hebmig entschieden be
lebentreten merben ße freubig unb ßoff»
nungSooß begtüßt; boh ob ße steigen
ober finten, ob ße popen ÜÖert erlan-
gen ober eine Wutl.fein werben, wer
weiß eS?
* * * *
®S ist ein großer Unterschieb, ob
man baS VSelt-lpeater Oon bet sioge
ffi'trgt auS. Wora, bteS bemertenb, aus betrachtet, ober ob man im Steh-
fupr pöpnenb fort: „2Benn eS gum pacterre auf bie Hußneraugen gehe»
Veifpiel gpr Vräutigam erfüpre, ten wirb.
Xer Sadiocn'täitbiflc.
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i.-ü.
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„Keßner, bringen Sie mir eine glafhe Whinmein — ih muß mih
übet Den Verlust meiner Vraut tröffen!" —
„Sa mürbe ih 3^n<n »DWofel“ empfeplen!"
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Schulz, Heinrich. Oklahoma Volksblatt. (Oklahoma City, Okla.), Vol. 14, No. 23, Ed. 1 Thursday, August 22, 1907, newspaper, August 22, 1907; (https://gateway.okhistory.org/ark:/67531/metadc942831/m1/2/: accessed June 27, 2024), The Gateway to Oklahoma History, https://gateway.okhistory.org; crediting Oklahoma Historical Society.