Oklahoma Neuigkeiten. (Perry, Okla.), Vol. 5, No. 8, Ed. 1 Thursday, June 14, 1906 Page: 3 of 6
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Storni und Slifle,
®rjol)iuna Don Wtrtßa Ei»«,
(10. ftortfeßung.)
D:er ©ras wanbte fiel) ab, er mochte
bem '^aftor nißt in Die /lugen bliesen,
olS er jeßt bie gmeite ftrage ßeraus«
stieß: „Sei allem, Inas 3*)nen ßeilig ist,
fterr 'Pastor, ßat Sufanna Sie ge-
liebt?"
/Bäßrenb eineö ZlugenblideS ßerrfß
te Dobtenftille In bem 3'mmer.
„Sufanna bat mir im legten /tu«
genblid gesagt," antwortete ber Ba»
ftor, „baß sie jeßt mid) liebe, — fte
ßätte miß bietleid)t eßer geliebt,
wenn---"
„Zßenn?"--fragte ber ©ras
ßaftig, als ftaltenberg zögerte.
„ZBenn icß nid)t selbst so blinb ge
luefen märe, — menn mir nid)t beibc,
sie sowie iß, mit ber 'Vergangenheit gu
tämpfen gehabt hätten. Die Komteß
IRedenberg war mein 3beal gewesen,
— SufannaS ^bcal ©ras SReden«
berg."
gest unb ruhig sprach ftaltenberg,
unb eS war ihm fast, als sühne er
burß biefeS Befenntniß einigermaßen
betgangene Sßulb.
„ftat sie baS gesagt?" fragte ber
r ©ras lurg.
ftalienberg nidte: „3u spät haben
Sufanna unb td) ersannt, auf welken
Irrwegen wir wanbelten. DaS Sßid»
fal hat eS nid)t gewollt, baß wir nach-
holten, was wir oerfäumt. 2ln ihrem
(Sterbebett finb mir bie /lugen für
meine Schulb unb meine Siebe aufge»
gangen. ES war gu spät, um eS bef-
fer gu mad)en. Plus ihrem Sterbebett
hat Sufanna mir gesagt, baß sie Sie
geliebt, fterr ©ras, hat mir einen letz-
ten ©ruß für Sie aufgetragen unb
hat gewünscht, baß wir ftreunbe fein
möchten. DaS war eS, fterr ©ras,
Weshalb id) mit 3ßnen sprechen mußte,
Weshalb id; Sie born Kirchhof weg«
rief. Sie waren bort um ber Dobten
Willen, aber ich bürste Sie bort nißt
laßen um ber Dobten willen."
Der ©ras gab feine Ulntwort.
„ES war ihr leßter '/Bitte, fterr
©ras," begann ftaltenberg wieber,
„unb ben leßten Stilen einer lobten
muß man erfüllen, '/lehnten Sie bie
ftreunbeSßanb an?"
„fragen Sie mich jetjt nichts, ber«
langen Sie jeßt nid)tS bort mir," —
sagte ber ©ras heftig, — „Sie wür»
ben mir bie /öanb nicht reichen, wenn
Sie alles wüßten! '/Bissen sie benn,
baß ich Sufanna, als sie 3hrc 3rau
War, noch nid)t für mich betloren
hielt," fügte er ßtngu, als fei es ißm
eine ©enugthuung, baS gu sagen, „3ß
Wollte warten, — warten unb harren,
bis--" ßier hielt er plößließ inne.
„58iS iß tobt fei," oollcitbete ftal»
fenberg rußig, oon 'JJJitleib erfaßt für
ben haltlosen, wilb erregten 5/lann,
ber bor ißm staub. DaS Sdjidfal ßat
eS anberS gewollt, fterr ©ras, unb
wir müßen uns fügen."
„ZBatum sagen Sie eS mir benn
meßt, baß Sie mich beraeßten?" fragte
ber ©ras ßeftig. „fterrgoit! ZBarutn
fmb Sie benn ein 9Jlann beS fttiebenS,
ber statt beS Schwertes bie Bibel
ßält! 3eh tcollte Sie so lange belei»
bigen, bi|( Sie mir eine Kugel bureß
baS fterg sagten." —
ftaltenberg legte bie ftanb auf ©ras
IRedenbergS '/Irrn: „Um ber Dobten
Willen, fterr ©ras, loerben Sie rußig.
3ß ß«be fein SReßt Sie gu oeraßteti,
unb Sie sönnen mich nicht beleibigen,"
— unb wieber ftredte er ißm bie ftanb
entgegen.
„Saßen Sie muß geßen," sagte ber
©ras, ,,id) muß fort, fort!"
„Zlber wir werben uns mieberfeßen,
fterr ©ras, unb bis baßin ©ott befolg
len!"
war ron bem iBegräbniß in '.Roßrborf
nicht in fein Schloß gurüdgeteßrt,
halte ber ©täfin '.Hebern nur gesagt,
er gebe für längere 3fit auf '.Keifen, er
wiße selbst noeß nicht wohin, unb noeß
war feine 9tacßrißt Don ißm einge
troffen.
„'Roß nicht?" fragte ©räfin Ur-
sula eben wieber.
3m selben Zlugenblid ftanb bor bem
Scßloß ein Wann, unb ber ßerbeige«
eilte Diener fragte ihn nach feinem Se»
geßren.
„3cß will ©ras Diedenberg fpre
d)en," sagte ber Wann trug unb mit
eigenthümlichen Zlccent.
Einigermaßen erstaunt über ben
ßerrifdjen Ion, feßaute ber Diener in
baS Düstere /Intliß Des ftremben, >n
bie unßeimlidi blißenben, feßmargen
'/lugen.
,,'JJlalebetto," sagte ber ftreinbe, ber
„Sie sagen mir nichts 'JleueS, fterr
©ras,“ entgegnete ©iobanni ftranctfi
mit gufammengepreßten Sippen, unb
als ©ras '.Kedenberg in bie bämonifdi
blißenben /lugen beS einst so berührn
ten Künstlers blidte, begriff er, baß
feine junge, fanatisch angelegte Scßwe
fter biefein 3auber erlegen fei, unb ber
Sterbenben bat er ben IBorwurf ab,
ben er im bergen bem tßöricßten, ei
genwilligen 'JJiäbchen gemacht. Der
Wann mußte Dor breißig 3aßren ein
unb eine fdjeue Eßrfurßt oor bem
wunberbaten geistigen Sehen unb fei
nen 3beenoerbinbungen, Das ben mei
ften Wenfßen ein ©cbeimniß bleibt.
Sollte es benn wahr fein, baß bie
stille, verborgene Sehnsucht ben treu
losen '/Kann beriibetgejogen über ben
Dcean an Dies Sterbebett?
91ur wenige '/Borte flüsterte ber
©ras ben Seinen gu. unb bat bie bei
ben Somteffen lllrife unb 'JJfaria, bie
j feit furgent über bie Vergangenheit
Sämon bon Schönheit gewesen fein! ] ber ©räfin Ursula aufgetlärt waren
2tber alles baS sonnte ißn nicht günfli
ger gegen ihn stimmen. ’ZBie im 3?!uge
gogen ber ©ratn feiner Eltern, baS
Elenb feiner Sdpoefter, bie lajtge.
schwere Einfamteit voller 'Jteue unb
Selbftborwiirfe an feiner Seele bor
über. ®ie Silber maeßten ißn ßart
unb fält. Seine Sd)wefter lag im
Sterben, was fiiinmerte ihn ber fin
SÄÄrÄ S ?Ä5 ÄS!
ner etwas ger.ngfdjaß.g gurud, „aber j brän«t: ^ (cinf füt öic/.
| sagte ber ©ras, „©iobanni Tvrancefi
! hat mit ben DiedenbergS nießts gu
Kapitel 15,
©iobanni fffraneefi.
Ülcßt läge waren bergangen, feit
man bie junge grau ßßaftor bon Dfoßr»
borf begraben. Ueber bem Scßloß ber
IRedenberg lag stille Irauer: bereins
samt unb berlaßen war ber Saal beS
3?riebenS, fein Scßergwort, fein frt=
fd;eS, frößlid)eS Sacßen erflangen
meßr. 3» furger 3»* tvar alles an=
berS geworben. Stürme waren am
§auS unb an ben .fjergen borübergego=
gen; nun schien eS so still, aber eS war
eine briidenbe, unheimliche Stille, bie
schwerem Sturm borangugeßen pflegt.
Unb ©räfin Ursula lag im Ster=
ben.
ES war gegen ülbenb. Seit vter=
unbgmangig Stunben feßon wäßrte ber
Kampf gwifdjen lob unb Sehen. ES
War fein schwerer, heftiger Kampf. ES
erfdßen wie ein ftiHeS IRingen, baS
feine Spuren hinterläßt. 'JJicßrere
9/Jale hatten bie /Ingeßörigen geglaubt,
bie ©räfin ßabe ben leßten Seufger
ausgeßaudß, unb immer war baS Se=
ben wiebergefeßrt.
„Salb!" hatte bie Krause mit ge=
seßloßenen /lugen geflüstert, — „aber
noeß muß icß warten."--Vor
Kurgent hatte ©räfin Ursula nocß ein*
mal bie /lugen geöffnet unb gefragt:
„3ft er noeß nidßt ba?"
Sie naßmep alle an, baß sie bon
©uibo spreche, ißretn Siebling, nad)
bem sie so feßr bedangt.
„Er muß halb fommen," war baßer
beS ©rasen /Intwort auf bie leise
grage, obgleid) ße alle wußten, baß
©ras ©uibo gießt fommen föntu. Er
ber .sberr ©ras Diedenberg finb heute
überhaupt nießt gu sprechen."
„3cß muß ißn fpred)en," sagte ber
ffrembe so ßeftig unb mit so broßenber
©eberte, baß ber Diener itnmillfürlid;
einen Scßrilt gurüdmid).
„Der §etr ©ras fteßen am Sterbe-
bett feiner Sißwefter,“ erwiberte ber
Diener, „icß sann ißn nid)t rufen."
/Bie born S3liß getroffen ftanb ber
Düstere 9Jfann einen Zlugenblid still.
Dann faßie er ben Z(rm beS Dieners
mit einem so eisernen ©riff, als wolle
er ißn gerbreeßen: „DeS ©rasen
Scßwefter im Sterben?" stieß er her;
bor. „DeS ©rasen Schwester? Sig
nora 3ranceP“
Der Diener glaubte jeßt, es mit ei
nem Zkrriidten gu tßun gu ßaben, er
befreite sich °on ber feinen /Irrn um
flammernben §anb unb sagte: „/Benn
Sie jeßt nid)t geßen, rufe id) anbete
A)ilfe ßerbei."
„Unb menn Sie niä)t ©ras IRecfen-
berg rufen, eße feine Sdiloefter stirbt,
feßieße icß Sie nieber wie einen .fiunb,"
unb mit SBlißeSfcßnelle ßatte ber
ffrembe aus feiner fRodtafcße einen
'Jieboloer gegogen. ,,3d) sage noeß ein»
mal, ich muß ben ©ras fpred)en, unb
wenn Sie ißn nießt ßolen, fueße id) mir
selbst einen äßeg."
,,3d) werbe geßen," sagte ber Diener
jeßt, füreßtenb, ber fjrembe sönne feine
®roßung gut ZBaßrßeit maeßen; ber»
gweifelt genug faß er aus.
Die .fjalle, bie bet ffrembe betreten,
war matt erieud)tet, unb in bem §alb»
lid)t fd;ien beS büfteren ÜJlanneS ©e»
i thun, bon ißnen nur Seradjtung gu
! erwarten."
„©iobanni fßrancefiS Stunben ßnb
| gegäßlt," entgegnete ber ffrembe; „sonst
| bürsten Sie, obwohl ein ©ras '.Reden
j berg, nicht so sprechen.
Der ©ras berftanb ben Sinn feiner
! '/Borte nießt.
„Saturn gehen Sie nießt?" fragte
; er noeß einmal turg, „was wollen Sie
noeß ?"
©iobanni ^rancest trat bießt an ißn
heran: „3cß will mein '/Beib sehen, Ur»
fula ^yrancefi, eße sie stirbt, —"
„©räfin llrfula lennt niemanb
mehr," sagte ber ©ras abmeßrenb.
„Sie ßat aueß nie '.Bedangen getragen,
Sie, ben 3?rßörer 'ßreä ©lüdeS unb
ißreS 3r'eöenS wiebergufeßen. 91 m
Sarge beS Vaters ßat sie mit ißrer
Vergangenheit gebrochen; feitbem war
fte nur noeß eine Docßter ber '.Reden»
berg, aber nießt meßr bie ©attin ©io»
banni ffraneefis."
„3<ß muß sie feßen," rief ©iobanni
ffrancefi in wilber Zlufregung, unb eße
| ber ©ras aud) nur einen ©ebanfen
fassen tonnte, lag ©iobanni gu feinen
ffüßen, umflammerte feine Kniee:
„Verad)ten Sie mieß," stieß er ßetbor,
— „Sie haben red)t, — aber laßen
Sie mid) Ursula feßen, sonst ßabe id)
im ©rabe leine '.Ruße. /Bissen Sie,
WaS eS ßeißt, burd) !Reue unb ©e»
wiffenSqualen gefoltert gu werben lag
ur.b 'Jiadjt, gejagt gu werben bon
einem Ort gum anbetn? — Durd) fast
fidt) in ein 'Jtebengimmer gurüdgugie
ßen. Zlngela war im 'Pfarrhaus, ba
man baS oßneßin erregbare Kinb fd)o
neu Wollte.
Ehe bie beiben .Eontteßen aber Das
Sterbegimmer berlaßen tonnten, er
Hangen born Eorribor per munberbare
Döne, so gart unb leise, so innig unb
fduneichelnb wie /Rußt aus höheren
Sphären.
'/Bie angewurgelt blieben bie Eont
teßen stehen, ©ras IRedenberg öffnete
leise bie Dbiir: im Eorribor, an bie
/Banb gelehnt, ftanb ©iobanni fftan
ceß, feine Eieige im /Irrn, bie feßrnar
gen /lugen in baS Beere gerichtet, als
sehe er munberbare Vilber; bie fcßinale
weiße .ftanb füßrte ben 'Bogen.
DeS. ©rasen Vlies eilte bon ©io
banni gu ©räfin Ursula.
Bei ben ersten Dönen ßatte bie
Kraute bie /lugen geöffnet, teilte Er
regung War in ißren 3>igeti gu lesen.
ES fdjien, als ßabe sie bereits alles ab»
gestreift, was an bie Erbe unb ißt
2Beß erinnern tonne, als feße sie alle?
in einem anbetn 2id)te, bureß einen
Spiegel aus bem 3enfcitS, ber bie rie
fengtoße, erbriidenbe Bast irbifeßeu
ZBeßeS unb UnglüdS nur als taum
sichtbaren '/Umtt erscheinen läßt.
„Er ist getommen!" flüsterten bie
Sippen ber sterbenben ©räfin, unb ein
Zlusbrud unsagbaren ©lüdes glitt jeßt
über ißre 3üge.
©iobanni spielte weiter unb weiter,
unb unter ben fdjmergerfiillten Dönen
feiner ©eige erftarben in beS ©rasen
/Bort Des BebauernS, unb er hatte ge
schworen, ihr ein '/larabits auf Erben
gu schaffen. Unb bann--war eS
ihm langweilig geworben, nur gu ih
ren ffüßen gu liegen. So maneßer
schönen, borneßmen grauen .ftulb hatte
ißn gelodt, ißm gefchmeid'elt. Die
'.Rofentetten ber Siehe, bie ihn an llr
fula gebunben, würben ihm plößlidi
gu schweren, eisernen Ketten, bie ißm
leine freie Bewegung gestatteten; er
fluchte im Aftergen ber Siebe, bie ißn
gebunben. Ursulas Dßränen unb Bor
würfe reigten ißn gum 30t>> U1'b 9SBi
berfprueß, unb als ber Knabe geboren
würbe, erfaßte er fcßnell bie günstige
©elegenßeit, feinen '/Beg oon bem Itr
fulas gu trennen. Die weite '/Bei!
ftanb ihm offen. Er ließ sich feiern,
ließ fieß ßulbigen; taum ein ©ebante
teßde gu '/Beib unb Kinb guriid. Zlber
nad) 3nßren würbe alles anbete. Zlm
Sterbebett eines Kunftgenoßen ßatte
er geftanben unb einem entfeßlicßen
Dobestampf beigewoßnt. Der Wann
tonnte nid)t leben unb nießt sterben,
Weil bet (f/ud) eines oerlaßenen 'JJtäb
d’ens ißn verfolgte. Da war es oor»
über aud) mit ©iobanni JranceßS
'.Ruhe. Der ©ebante an Ursula, an
/Beib unb Kinb, bie er fdjmäßlid) ver
laßen, verfolgte ißn oon Ort gu Ort.
/Benn er, Don ©lang unb Bid)t mngt
ben, feine ©eige im /Irrn ßatte unb
spielte, faß er plößlicß gu feinen fffü
ßen fein junges ZBeib ßd) winben, unb
auS ißretn Wunbe Drang ein T^licct);
unb er spielte weiter, unb bie ißm
„Brabißimo" gtiriefeit unb fein Spiel
ein bämonifcß fd)öneS nannten, muß
ten nid)t, um welcßen 'Preis biefet
'Jtußm erlauft fei.
©iobanni ffrancefi war nad) Berlin
gurüdgeleßrt. Verloren feßien jebc
Spur Don Ursula. 'Jiur nad) miiß»
seligen 'Racßforfcßungeit gelang es ißm
gu erfahren, baß fein unb ißr Kinb
gestorben fei, unb Ursula bie innege
ßaBte 'ZBoßnung berlaßen habe, oßne
irgenb eine Ztngabe über ißr 'Vorhaben
unb ißren Zlufentßalt. Er ßatte am
IRedenberg ftergen jeber ©roll unb jebc I ®tabe beS Knaben geftanben, unb
ffeinbfcßaft. '/Bie ein Sauberlieb, bem 1 f^«n aus bem ©rabe ßer-
teircer wiberfteßen tonnte, er Hang eS sl'E gu fragen, wo bie Wutter fei. 3sl.
born Eorribor in baS Sterbegimmer tco war Ursula, — war sie tobt?
hinein. Die Krönte ßatte fieß aufge ; “rtommen in Elenb unb Wram? S»tt
ridjtet uttb laufcßte. ©iooanni ßatte I ^obe beS KinbeS ßatte sie lein
Mecßt gehabt: fein Spiel ßatte sie noeß | ®elb ™l)T bei bem Bantier erßoben,
statt gu wachsen, unb brannten feine : ,man3ig 3a[)rf ßinburd)? 3<ß ßabe
/tugen in unßeimliißem E1
ßatte ben ftut auf einen Stußl gewor*
fen; langes, fcßwargeS ftaar umrahmte
baS gelbliche ©efießt, bie ftanb, mit
Weüßer er bureß bie büßten ftaarc
fußr, war blenbenb weiß unb fcßmal
Wie eine grauenßanb.
Wit unrußigen Sißritten bureßmaß
er bie ftatle bon einem Enbe gum an»
bem. ,,/Ratebetto!" erflang eS ptöß»
ließ oon feinen Sippen, bann warf er
fieß auf einen Stußl unb bebedte fein
Zlntliß mit ben .ftänben.
Er ßörte nießt, baß ©raß SRedcn»
berg, üou feinem Diener gefolgt, er»
feßien.
ZIIS ber ©ras ben fyremben so in
fieß oerfunlen, feiner Umgebung nießt
aeßtenb, fißen faß, winfte er bem Die»
ner, fiiß gu entfernen, unb trat bießt an
ben Wann ßeran. *
Der fjrembe crwad)te auS feinern
Sinnen, starrte in beS ©rasen ernft.es
Zlntliß, fußr mit ber ftanb über bie
Stirn unb murmelte: „Der alte ©ras!
Sinb Sie ©ras IRedenberg, ber
bor fast breißig 3oßren in IRom war?"
,,3'd) bin fein Soßn," war beS ©ra»
fen rußige Zlntmod. „ZBaS ist 3ßr
Begehr? ES muß etwas feßr '/Sich-
tiges fein, baS Sie barauf bestehen
läßt, mich Bom Sterbebett meiner
Schwester gu rufen."
„güßren Sie mid) gu Signora Itr»
fula grämest, ehe sie stirbt," sagte
ber Q-rembe mit heiserem Don.
Der ©ras erbleichte: ,,3d) oerfteße
Sie nießt," sagte er anfeßeinenb rußig.
,,/BaS ßat ein 3rembcr slm Sterbebett
meiner Scßwefter, ber ©räfin Ursula
IRedenberg 3U suchen?"
Des ffftmrben /lugen blißteu: ,,©rä»
fin Ursula IRedenberg!" wieberßotte
er, „eS gibt leine ©räfin Ursula
Diedenberg. Die so hieß, würbe frei-
willig in Dlom bie ©attin ©iooanni
grancefiS--—"
„©iooanni ftfrancefiS," wieberßolte
ber ©raj oeräcßllich — „eines Seßur»
len —--"
„ftalt!" rief ber ^rowbe gornig,
„icß bin ©iooanni gremeeft---"
„Saßen Sie mid) rußig auSfpre»
eßen," sagte ber ©ras eisig unb heftete
fein /luge fest unb voll ftolger Ber»
ccßtung auf ben büfleren Wann.
„Eines Sißurlen, ber ein unerfahrenes
Kinb betßörte unb oon feinen Eltern
loSriß, ber babureß ber Wutter ber
Eomtcß ba§ fterg braeß, ben Batcr
früß in’S ©rab finten ließ, ber fein
/Beib belog unb betrog, ber Zßeib unb
Kinb schmählich unb fcßänblicß Derließ.
Die Schurlerei ist gu groß, als baß
ein Ebelmann bafür /iecßenfchaft oon
bem Elenben, ber sie ausübte, oerlan»
gen bürste, oßne fteß seihst gu er»
niebrigen."
©iooanni 3B<mcefi war unter be§
©rasen ersten /Borten gufammenge»
gudt; bann ßatte er ißn rußig auS»
sprechen lassen.
Ursula auffueßen wollen, nad)bem id)
jahrelang oßne sie gelebt, icß fanb fte
nid)t, wußte, baß unser Kinb tobt
War. 3cß forfdjte naiß unb erfußr
schließlich, baß sie gu ißrer gamilie gu»
riidgefeßrt fei, unb bin wieber getoanl
bert, Wollte alles, alles oergeffen, aber
id) taun eS nießt. Die !Rcue frißt an
mir unb brinqt mieß um ben--Ber
ftanb."----
DeS ©rasen harter Blid War mil»
ber geworben; er gog ben aufgeregten
Wann auS feiner fnieenben Stellung
empor.
„So üergebe 3ßn(n ber barmßergige
©ott alles Eeib, baS Sie über uns ge
braeßt," sagte er ernst, „aber an mei»
ner Scßwefter Sterbebett sann icß Sie
nießt füßren, bet ffriebe würbe wei»
eßen. 3$ muß 3U ißr. sie ist woßi
feßon tobt."
©iooanni ßiett ben ©rasen gurüd:
„Ursula taun nod) nießt sterben, sie
wartet bis icß lomme," sagte er leise,
unb ©ras SRedenberg fürchtete fast,
einen ©eifteSgeftörten bor ftd) gu ßa»
ben. „Unb selbst wenn fte im Ster-
ben liegt, — braußen ßabe icß meint
©eige, — bie bringt sie wieber gum
Beben. Sie ßat mir einst gesagt: unb
wenn sie feßon tobt fei, würben bie
Döne meiner ©eige sie bem Beben wie
hergeben. Seit Wonaten oerfolgt
mid) ein Draum, feit Wonaten ruft
sie in jeber Zladjt, icß solle lommen gur
Berfößnung. Sassen Sie mieß gu Ur-
sula ffraneeft. 3^ß hin über ben
Ocean ßerübergelommen,--um
ißre Bergeißung gu bedangen."
„/Barten Sie, bis icß wieberfom»
me," sagte ber ©ras jeßt unb berließ
bie ftatle. Er hoffte in biefem /lugen»
blies fast, baß ©räfin Ursula nießt
mehr ber Erbe angehöre. Uebte benn
biefer Wann aueß auf ißn einen bämo»
nifeßen Einfluß auS? ZBäre es niißt
besser gewesen unb richtiger, ißn auS
bem Schlöffe gu treiben, weg Oon ber
Schwelle bet 'Jledenberg? „Sie war»
tet bis icß fomme," ßatte ©iooanni ge»
sagt, unb ptößlid) brang fuß bem ©ra-
sen ber ©ebante auf, baß bie Ster»
benbe mit ißren fragen niißt ©uibo,
fonbern ©iooanni ffraneeft gemeint.
/Ber sann beS Wenfdjenßerg ergrün»
ben? /Ber sagte ißm benn, baß in
bem ftergen ber alternben, einsamen
©räfin bie Siebe fiir ben Wann, ber
sie betragen unb berlaßen, erfiorben
fei? /Ber sagte baS?
/Bie ein im Draume ZBanbelnbet
ging ber ©ras bie Sreppe ßinauf,
burdjfdjritt ben Eorribor, Er ßatte
nießt jemertt, baß ©iobanni ißm leise
gefolgt, nadjbem er hastig einen @c»
genftanb, ben er am 'Portal beS
SdiloffcS niebergelegt, ergriffen ßatte.
©räfin Ursula lebte noeß, unb als
©ras /ledenherg eintrat, öffnete
sie bie /tugen unb .fragte: ,,'Jlocß
nießt?" unb unwiQliirlid) befdjlicß
ben ©rasen ein unßeimlidjeS ©tK'.ßl
einmal gurüdgerufen gum Beben.
3eßt fdßüollen bie garten, meid)en
Döne an; wie ein .Kampf um Beben
unb Dob irden bie Döne bureßeinan
ber. Da, mit einem fdjriden Scßmer
genSfcßrei, bet bie ftergen erbeben ließ,
brad) baS Spiel ab. — „©iooanni!"
tarn eS leise über bie Sippen ber @ra»
fin Ursula, unb fißon ßatte ber büftere
Wann feine ©eige gut Erbe geworfen
unb fdirgte neben bem Slerbeheft aufJ
feine Kniee, unb /Borte wilber Ber-
gweiflung strömten über feine Sippen.
©räfin Ursula faß ißn meßt unb
ßörte ißn meßt. Unbemertt ging bie»
fer ZluSbrud) irbifd)en SdßmergeS an
ißr borüber. Sie saut wieber in ißre
Kiffen gurüd, unb schloß bie /lugen,
unb leise wieberßolte sie nur: „Bater
— Wutter — ©iobanni
©ras IRedenberg berührte ©ioban»-
niS Sdßulter: „Stören Sie ißr Ster-
ben nießt," sagte er. ZllS ©iooanni
^raneefi aufblidte, erfeßrat ber ©ras
über ben Zlusbrud biifterer Bergweif»
lung, ber fieß in beS SignoreS 3Bgcn
malte, ein ZluSbrud, wie ißn ber ©ras
noeß nie in eine! Wenfdjeic Zlntliß ge»
feßen.
©ioüanni ^franeeft erßob fidj, warf
noeß einen Blid auf ©räfin Ursula,
unb oerließ oßne ein /Bort, oßne einen
©ruß baS 3<wmer, unb feiner folgte
ißm, erschien bod) allen bie eben er»
lebte Scene wie ein munbetbarer
Draum, unb ein Blid auf bie Kranle
macßte eS gur ©emißßeü, baß eS fieß
jeßt nur noeß um Winuten ßanbele.
©iooanni fjrancefi bureßfeßritt ben
Eorribor unb oerließ baS Scßloß.
3tn Eorribor lag feine ©eige auf bem
gußboben, in ber ftatle lag ber große
Kaiabreferßut; was tüinmerte es ben
büfteren Wann?
Er betrat einen Seitenweg unb
leßnte fieß an einen Baum, bon bem
auS er baS Fenster beS SterbegiminerS
beobachten tonnte.
Zlocß lag Scßnee auf ben Sträu»
eßern unb Bäumen, eS Wollte so gar
niißt tfrüßling werben. Der Sßnee
fiel auf ©iooannis fßwargeS ftaar,
über fein ©efißt ßerab, toaS tiimmerte
eS ißn? Der Sturm rüttelte an ben
Sträußern, fßüttflte bie Zieste ber
Bäume unb maßte bie fßtanfen, ftol»
3en Donnen äßgeit unb ftößnen, er
jagte unb raste um baS Sdpoß ßerum
mit witbem, unßeimtißem ©etöS, er
geufte an ©iobanniS fßmargem ftaar
unb jagte eS in fein ©efißt, — mal
fümmerte eS ißn? Die /lugen starr
auf baS eine ften fter gerißtet, ftanb
er unb wartete, als müsse ein 3«ißcn
Don bort gu ihm ßeruntedommen.
wenn aüeS'gu Enbe fei.
„©iobanni ftraneefis Stunben finb
gegäßlt," ßatte ber fretnbc Wann gu
©ras IRedenberg gesagt, unb jeßt
ftanb ©iobanni, bet einst gefeierte, auf
ftänben getragene Künstler, einsam
unb allein, unb in Signora Ursula
ftranceßS Sterbeftunbe famen bie Er»
innerungen gurüd auS jener 3e*t >»
!Rom, ba er bie beutfße Eomteß gu
erst gefeßen, ba er in Wahnsinniger
Siebe gu ißr entbrannt war, unb fiß
ben Dob gegeben ßaben würbe, ßätic
er sie nißt fein /Beib nennen bütfen
Unb bie junge, fßöne Eomteß ßatte
aßeS, alles füt ißn geopfert, ßatte EI»
lern unb fteimatß hingegeben, oßne ein
— wo war sie?
Er War in bie Zläße ber fteimatß bc:
IRedenberg gereift, unter frembein !Ra»
nven, ßatte ßier unb ba geßorßt, unb
schließlich einmal mit Bermiinfcßungen
gegen ißn feine eigne ©efßißte geßört,
unb erfaßten, baß Ursula in ißre ftei-
matß gurüdgeleßrt fei, ber /Bett ab-
gestorben, gang einsam lebe. Er bürste
nißt bie SßweUe ber IRedenberg übet-
fßreiten; sie ßatlen baS IRedft, ißn
fortgutreiben wie einen Sump. Er
bürste nißt IReßte geltet© machen, bie
er auf so fd)inäl)lid)e Zßeife oerfßergt.
Unb wieber begann er feine rastlosen
ZBanberungen bon einem Ort gum
anberit. 3ebcS 3slßr oermeßrte bie
j ©emiffensbiffe, maßte feine !Reue,
fßärfer, fein Sehen unertuiglidjer.
Wcßr wie einmal ßatte er auf bem
'punüe geftanben, fieß eine Kugel burß
ben Kopf gu jagen, aber im /lugen
blid, ba er eS thun wollte, ftanb wie
eine plößlidje Srfßeinung Ursula ne
ben ißm unb jebeSmal fanf ber gut
Dßat erßobene /Um trostlos ßetaß.
DaS fßien ißm ißre fdpoerfte IRaße,
baß sie ißn nid)t sterben ließ. So wa»
ren bie 3Bßre ßingefßlißen unb 3oßv
geßnte barauS geworben. Unb jeßt,
feit Wonaten, ßatie Ursula ißn in je»
ber 91aßt gerufen, unb er war gefom»
nun, unb bort oben, ßintcr betn ften-
fter, auf baS fein /luge starr gerißtet
war, lag sie, jcben Zlugenblid gum
Sterben bereit, „©iooanni!" ßatte fte
ißn gerufen, aber sie gehörte taum
noß ber Erbe, als sie feinen Zlamen
genannt. Sie ßatte ißn nißt meßr er»
iannt, ber ißr gangeS Beben gerftört,
unb eS war gut, baß sie ißn nid)t er»
sannt, ftätte sie sonst nißt sterben
müssen mit einem ftluß auf ben Sip-
pen?
3n ©räfin Ursulas 3>nrmer fßie»
nen Sißter ßin unb ßergetragen gu
werben. /Bar eS oorüber? — '/Bar
sie tobt?--'/Bar sie im ftenfeitS?
— '/BaS war baS 3^nfeitS, unb toaS
wartete feiner bort? — Eine ftort-
feßttng ber ftölfenqual auf Erben?
3ßm galt eS gleiß.
Bom Sßtoß ßer tarnen Sßritte;
burß beS Sturmes fteulen brangen
feie /Borte an ©iobanni ftraneefis
Oßr: „9?un ist bie ©räfin tobt!"
Ehe bie beiben Wänner, bie gur
Dorffiraße wollten, an bie deine Sei»
tenpforte im Bart tarnen, tnaltte ein
Sßuß in näd)fter 'Jläßc unb ließ sie er-
fßredt umfeßren.
©iobanni ftrancefi War tobt.
Kapitel 16.
91 a ß g w e i 3 a ß r e n.
ES war 91aßmittagS gegen Vier Ußc
an einem Waitage. 3n cinem £>aufe
ber Oranienßurgerftraße in Berlin
fßleppte fiß ein ärmliß gedeibder
Wann bon Stufe gu Stufe. Bei je»
bem Dreppenabfaß blieb er fteßen unb
fßöpfte Zltßem. Elenb unb Bitterteit
sprachen aus bem ßlcißen ©efißt; fast
mutßloS blidte er auf bie 'porgcHan
fßitbe an ben oerfßtoffenen ©laStßü-
ren im gweiten Stod; noß so unb so
Diele-Stufen ßößer.
3eßt war baS 3ie! errcißt: „ft.
ftalienberg, Bstß°r/‘ et °uf bet
weißen Blatte, unb 30g an ber Klinget.
Ktinglingling! fdjallte eS, unb fßon
wutb« bie Dßür geöffnet. Eine all»
liebe ftrau in febwargem Kleibe, mit
sauberem weißen ftäubßen blidte et»
toaS mißinutßig auf ben Zlntommen»
ben.
„3ft bet fterr Baftor gu fpreßen?"
fragte ber 'Wann.
„Du lieber ©ott," sagte bie ftrau,
„er ist noß nißt einmal naß ftauS
getommen gum 'WittagSejjen, unb
morgen früh reift er fort.“
„DaS weiß iß," unterbraß bet
'Wann ben über ißn losbreßenben SRe»
bef tu ß, „brum tomine iß ßeut, weil
iß ißn noß fpreßen muß, iß bin beut
Aftauptbureau an ihn gewiesen."
,,'Jla, ba gehen Sie man in’S '/Barte»
gönntet, ba fißen fßon fünf. 3ß
wiinfßte, ec> hätt’ nun ein Enbe."
Sie öffnete bie Dßiir eines freunb»
lidien 3i»1»wrS. 9)lit stummem ©ruß
gegen Die bort bereits anloefenben Set»
benSgenoffen trat ber Wann ein unb
nahm 'ptaß.
'Jlaß turger 3*itdornen noß eine
ftrau unb ein 'Wann, sie hatten auß
gesagt, sie müßten ben Aaertn Vaftor
ncß fpreßen, eße er verreise.
Hub enbtieß tarn ber fterr Baftor
naß ftauS unb rief feiner ZBidßin
entgegen: „3ß habe ftunger, ftrau
Wilbe."
„©taub’S woßl, fterr Baftor, spät
genug ift’S, Sie wollten ßeut friißer
als gewößnliß ßeimlommen, unb baS
Eßen —"
,,'J?a laßen Sie es nur gut fein.*
begütigte ftalienberg, „gange brei 'ZBo*
ßen braußen Sie sich jeßt über meine
Unpiinttlißteit nid)t meßr gu ärgern,
ftat einer nadi mit gefragt?"
„Einer?" fragte ftrau Wilbe ent»
rüstet, „aßt Wenfßen, sage aßt 9Ren»
fd)en fißen brin unb warten."
Der Baftor lädieltc: „Da laßen Sie
nur baS Eßen nod) fteßen, iß lann
fßon warten, aber bie armen Ecute ba
briti Wollen halb besorgt fein."
„Daßf icßiS bod)!" grollte ftrau
Wilbe mit untergeftemmten Zirmen
hinter bem Baftor ßer, „unb ba soll
ein 'JRenfß babei gefunb bleiben! Unb
wenn er noß Dantbarleit fänbe! Zlber
Dag unb 9tad)t arbeiten fiir ben ZtuS»
Wurf ber Wenfßen, fiir Bertommenc
unb gewesene Verbrecher womögtiß;
na, dtoit fei mir gnäbig! aber iß
mößt’ folßen 'Basten nißt ßaben!"
ftaltenbcrg war unterbeß in fein
3immer getreten. Einen eingigen Zlu»
genblid nur warf er fiß ermübet auf
einen Stußl unb ftüßte ben Kopf mit
ber ftanb, bann sprang er auf, es war
jeßt feine 3c>t gum ZluSrußen, int 91e»
bengimmer warteten aßt 'Wenfßen fei«
lies 'JlatßS, 3u[ptußS unb feiner
ftilfe.
Wit freunblißem ©ruß blidte er in
baS /Bartegimmet: „Bitte," sagte er
nur mit einlabcnber ftanbbeweguug,
unb naß ber Beiße, wie sie augetom»
tuen, betraten bie ZBartenben beS Ba»
florS Spred)giminet. Da nagte eine
am ftungertuße unb bat um ©otteS»
willen ben Baftor, baß er ißr eine Un»
terftüßung oerfßaffe; bort lag ein
©lieb ber gaßlreidjen ftamilie an
fdjwercr Krantßeit baniebet unb ließ
bitten um Zlrgnei für Seib unb Seele;
ba waren toeldje in Sßanbe unb
Elenb geratßen unb wußten nißt wo
aus unb ein, teiner tiimmerte fiß um
sie; bort War einer nad) ftauS getom»
men, naßbem er feine 3e*t 3ußt*
ßauS oerbüßt, unb mit bem Sßanb»
mal auf feinem 'Rainen wagte er nißt
an ehrlicher Beute Dßür um Zlrbeit
angufpredjcn, unb boß mußte er Zlr»
beit ßaben, fönte er nißt wieber gum
Berbreßer werben.
ftaltenberg war gewößnt an biefe
Unterrebungen. DagauS tagein ßörte
er biefetben ©efßidpen; tagaus tagein
ßatte er einen Einblid in baS gren»
genlofe Elenb, baS unter ber glängen»
ben Befibcngftabt oerborgen ist, in ben
Kellern unb ftößlen unb ben ZBoßnun»
gen unter bem Dadi, unb boß woHle
ißm, ob er fßon baran gewößnt war,
baS fterg fßicr breßen über äff ben
ftammer, ber oon Zlbertaufenben ringe*
feßen, in ben Straßen unb ftäufein
umßerfßleidjt.
Zlber für jeben, ber ba tarn unb bat,
ßatte er Batß unb ftilfe unb freunb«
ließe /Borte bereit; staub er boß im
Dienst ber inneren Wiffion, bie in fe»
gensreißer Dbätigteit ißre ftiißter naß
allen Seiten ßin auSftredt, bie wie ein
9!etj bon Daus enbe n oon ftäben fiß
übet bie fRefibengftabt ausbreitet, bon
Dielen gesegnet, Don bieten unbeachtet,
beten Diener ißre besten Kräfte hin»
geben müssen, weit fiir baS große ftetb
gu wenig Zlrbeiter finb.
Wanßer, ber tummerboll feinen
/Beg gu ftalfenbergS ZBoßnung äuge»
treten, ging fort mit einem ftoff»
nungSfßimmcr in bem abgegeßrten,
gramburßfurßten ©efißt.
91un war ber teigte gegangen, ftal»
tenberg blidte gu einem großen Bilbe
auf, baS über feinem Sßreibtifß
ßing: Sufanna war es, bie nun fßon
über gmei ftaßre auf bem stillen Kirß»
ßof gn IRoßrborf rußte, bie Pon beS
SebenS Saft unb Wiibe nißt meßr be«
unrußigt, beren ftriebe burß /Beß unb
Kampf nißt meßt gestört würbe.
Stille war auf ben Sturm gefolgt.
ftrau Wilbe fiedte beti Kopf gut
Dßür herein: „3«, fterr Baftor, Wol»
len Sie benn nun überhaupt ßeut
nichts essen? 9US ber lebte ging, —
icß ßab’ woßlweisüß gegäßlt, — trug
iß bie Suppe auf, unb wie idi ben
Braten auftragen will, fteßt bie Suppe
noß unangerührt."
(Sortfefcung folgt.)
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Pietrusky, G. Oklahoma Neuigkeiten. (Perry, Okla.), Vol. 5, No. 8, Ed. 1 Thursday, June 14, 1906, newspaper, June 14, 1906; (https://gateway.okhistory.org/ark:/67531/metadc944037/m1/3/: accessed March 19, 2024), The Gateway to Oklahoma History, https://gateway.okhistory.org; crediting Oklahoma Historical Society.